Die Jahre 1962 bis 1971

Diese Phase in der Vereinsgeschichte kann man aus heutiger Sicht als Phase der Neuorientierung bezeichnen, fallen in sie doch die verstärkte Hinwendung zum Breitensport und am 19. Februar 1968 die Gründung einer Handballabteilung unter Gerhard Debus.

Das Jahr 1962 war sicherlich das Jahr des sportlichen Tiefpunktes in der Vereinsgeschichte: Die TT-Mannschaft stieg freiwillig in die B-Klasse mangels Spielermaterial ab, ein Jahr später wurde der Spielbetrieb ganz eingestellt.

Der Vorstand verschickte ein Rundschreiben an alle Eibelshausener Haushalte, um für einen Gymnastikabend  mit der damaligen Landesfrauenwartin Friedel Kasten zu werben. Rektor Arthur Pieplow versuchte durch einen Aufruf in der Schule, Kinder für das Turnen zu motivieren, und selbst der Vorsitzende des MGV „Liederkranz“ August Wießner sagte die Unterstützung bei dieser Kampagne zu. Eine Weihnachtsfeier konnte nicht mehr durchgeführt werden, weil die einzelnen Abteilungen keine Beiträge mehr liefern konnten und eine Theateraufführung mangels Interesse nicht zustande kam.

Schon im darauffolgenden Jahr zeigte sich ein Silberstreifen am Horizont. Dem Vorstand war es gelungen, unter Mitwirkung der jungen Lehrerin Hannelore Schilling (später Ochmann) die Frauenabteilung wieder zu aktivieren. Sie wurde schon am 24. Februar 1963 in den Vorstand als Frauenwartin berufen und hat dieses Amt auch heute noch inne. Durch sie wurde das Frauenturnen besonders im Breitensportbereich und später das Mutter- und Kind-Turnen (Gründungstermin 10. Juli 1968) entscheidend beeinflusst.

An einer Vorstandssitzung am 28. August 1963 nahm erstmals auch der heutige 1. Vorsitzende Hans-Joachim Ochmann teil, der auf dieser Sitzung zum Leichathletikwart bestimmt und schon am 16. Februar 1964 zum 2. Vorsitzen gewählt wurde.

Der Verein konzentrierte sich auf die Breitenarbeit, diese brachte aber auch in der Spitze, vor allem in der Leichtathletik, gute Leistungen vor allem in den Wurfdisziplinen, während die Lauf- und Sprungdisziplinen unter den mangelhaften Trainingsbedingungen litten. Abhilfe schaffte erst die Sprunggrube vor der Turnhalle, die die Vereinsmitglieder in Eigenleistung erstellten.

Auch das Frauenturnen unter Hilde Guth erlebte noch einmal eine Scheinblüte. Zwei Turnkästen wurden angeschafft, einer durch die Gemeinde, der andere nach einer generösen Spende eines Mitglieds während der Jahreshauptversammlung 1964.

Doch der „Siegeszug“ der Leichtathleten im Verein war nicht mehr aufzuhalten. 50 Schüler/innen nahmen 1966 am Bergfest in Greifenstein teil, 45 Schüler/innen fuhren mit einem Bus nach Driedorf zu den Kreiswaldlaufmeisterschaften , viele Eibelshausener Leichtathleten tauchten in Kreis-, Bezirks-, Hessischen- und Deutschen Bestenlisten auf (Wolfgang Kunz, Armin Kempf, Eberhard Giersbach, Dieter Kunz, Theo Klingelhöfer, Hans-Dieter Moos, Joachim Rabstein). Die älteren Leichtathleten ließen sich neu motivieren und reaktivieren (Alfred Lohmann, Gert Hansmann, Friedrich-Martin Weil, Manfred Pfeifer).

Am 12. März 1967 führte der TV „Vor der Burg“ die Kreiswaldlaufmeisterschaften unter dem Einsatz vieler Helfer durch.

1967 brachte die neue Schulturnhalle bei der Mittelpunktschule Eibelshausen eine Belebung des Sportbetriebes. Der TV beanspruchte die gleiche Stundenzahl wie in der alten Turnhalle, bekam aber nur 11 Stunden zugesprochen.

Im Jahr 1968 organisierte Karl Ortmann in der neuen Turnhalle eine turnerische Großveranstaltung mit der Riege der Sporthochschule Köln mit dem Olympiasieger Helmut Banz und mit Turnerinnen aus Dillenburg und Lüdenscheid. Die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg. Nur konnte leider kein Ringe- und Reckturnen auf der Bühne gezeigt werden. Der Grund: die Decke war 10 cm zu niedrig.

Die Neugründung der Handballabteilung brachte dem Verein gleich drei Probleme: zunächst einen erfreulichen Zuwachs von 66 Mitgliedern. 1970 stieg die Mitgliederzahl erstmals über die Zweihundertmarke auf 205. Aber der Handballsport zog die guten Leichtathleten magisch an, so dass die Leichtathletik in den folgenden Jahren an Bedeutung verlor. Nun rächte es sich, dass es der Verein versäumt hatte, genügend Übungsleiter für die Nachwuchsarbeit ausbilden zu lassen. Gravierend trat das Übungsleiter- und Betreuerproblem vor allem im Schülerbereich auf. Als drittes Problem tauchte das Transportproblem wegen der vielen Handballmannschaften auf. Diese mussten ihre Heimspiele in Katzenfurt, Ehringshausen oder Sechshelden austragen. So schaffte der Vorstand 1970 aus Spenden der Eibelshausener Geschäftsleute und der Vereinsmitglieder einen VW-Bus an.

Die Leichtathleten gingen 1970 unter dem neuen Abteilungsleiter Manfred Debus wegen der schlechten Trainingsbedingungen und wegen des Übungsleitermangels eine Trainingsgemeinschaft mit Ewersbach ein, doch schon ein Jahr später beschloss der Vorstand die Auflösung dieser LG.

Im Vorstand vollzog sich ein Generationswechsel an der Spitze: Karl Ortmann verzichtete aus Altersgründen auf eine Wiederwahl. Er wurde am 13. Februar 1971 durch seinen langjährigen Mitstreiter Karl Moritz Giersbach zum 3. Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt. Erich Klingelhöfer, ein Mann der 3. Turnergeneration, übernahm die schwere Bürde des Vorsitzenden bis zur Jahreshauptversammlung 1978. Unter ihm konsolidierte sich der Verein und die Vereinsarbeit.

In der Jahreshauptversammlung am 22. Februar 1969 setzte die Versammlung folgende Beitragssätze fest: 1,60 DM für Männer, 1,10 DM für Frauen und Jugendliche und 0,60 DM für Kinder. Der Verein leistete sich bei dieser Gelegenheit einen einmaligen Luxus und spendete jedem erschienenen Mitglied 3 Glas Bier und 1 Portion Wurst. Wahrscheinlich kamen deshalb 61 Mitglieder zu dieser Jahreshauptversammlung.

1971 feierte der Verein sein 60jähriges Jubiläum vom11. Bis 13. Juni 1971 unter Mitwirkung der Turnerriege der Sporthochschule Köln, des Spielmannszuges des TV Herbornseelbach und mit einem Handballturnier.

In diese Zeitspanne fällt aber auch noch eine für den Verein wichtige Entscheidung: die Gemeinde ging 1969 daran, die alte Turnhalle zu einem Bürgerhaus umzubauen. Für den Verein bedeutete das den Verlust eines Kommunikationszentrums, für viele ältere Mitglieder die Preisgabe eines Stückes Vereinsgeschichte.